18. Dezember [Literarischer Adventskalender]

Freitag, 18. Dezember 2020

Weihnachten

Johann Wolfgang von Goethe

Bäume leuchtend, Bäume blendend,
Überall das Süße spendend,
In dem Glanze sich bewegend,
Alt und junges Herz erregend –
Solch ein Fest ist uns bescheret,
Mancher Gaben Schmuck verehret;
Staunend schaun wir auf und nieder,
Hin und her und immer wieder.

17. Dezember [Literarischer Adventskalender]

 Herrje, ich hänge ganz schön hinterher mit meinen Posts. Aber ich bin trotzdem stolz auf mich, dass ich die Beiträge zumindest nachträglich noch hochlade und damit nun schon mehr geschrieben habe als im gesamten Jahr 2019. Heute (also eigentlich gestern, es ist bereits der 18.12. und ich schreibe für den 17. ) möchte ich gar nicht einen spezifischen Text mit einem weihnachtlichen Thema posten, sondern mit euch etwas Anderes besprechen! 

Ich lese ja sehr gern Gedichte, neue und alte, aber was mir noch mehr Freude macht, ist sie zu rezitieren. Nur für mich, ohne Publikum. Auch wenn es vielleicht nur ein paar Verse sind, weil mir der Rest des Gedichts gerade nicht mehr einfällt. Meistens sind es Werke von Fontane oder Rilke: Fontane, wenn die Lebensfreude übersprudelt und ich nicht weiß, wohin mit mir - Rilke hingegen, wenn da etwas Trauriges in mir ist, und ich, naja, nicht weiß, wohin mit mir. Warum diese Einteilung, das weiß ich nicht. 

Jedenfalls habe ich im letzten Jahr das Gedicht "Dieses Gedicht hat keinen Titel" von Rolf Dieter Brinkmann gefunden, welches mich als Text wohl nie interessiert hätte, weil es kaum Schnittstellen mit meinem Leben hat, aber ich habe es auf YouTube als Inszenierung durch Alexander Scheer gesehen und es war der Wahnsinn. Seitdem schleiche ich um diesen Text herum, lese hier und da mal ein paar Verse und hege den Wunsch, wenigstens ein winziges Stück dieser Energie und Authentizität zu besitzen. 

Ich habe euch das Video hier im Folgenden mal eingebunden und freue mich, wenn ihr Lust habt, es ebenfalls einmal zu schauen. Was haltet ihr davon? 

16. Dezember [Literarischer Adventskalender]

Mittwoch, 16. Dezember 2020


15. Dezember [Literarischer Adventskalender]

Dienstag, 15. Dezember 2020



Ich sehn‘ mich so nach einem Landder Ruhe und Geborgenheit
Ich glaub‘, ich hab’s einmal gekannt,
als ich den Sternenhimmel weit
und klar vor meinen Augen sah,
unendlich großes Weltenall.
Und etwas dann mit mir geschah:
Ich ahnte, spürte auf einmal,
daß alles: Sterne, Berg und Tal,
ob ferne Länder, fremdes Volk,
sei es der Mond, sei’s Sonnnenstrahl,
daß Regen, Schnee und jede Wolk,
daß all das in mir drin ich find,
verkleinert, einmalig und schön
Ich muß gar nicht zu jedem hin,
ich spür das Schwingen, spür die Tön‘
ein’s jeden Dinges, nah und fern,
wenn ich mich öffne und werd‘ still
in Ehrfurcht vor dem großen Herrn,
der all dies schuf und halten will.
Ich glaube, daß war der Moment,
den sicher jeder von euch kennt,
in dem der Mensch zur Lieb‘ bereit:
Ich glaub, da ist Weihnachten nicht weit!

14. Dezember [Literarischer Adventskalender]

Montag, 14. Dezember 2020


Es war einmal ein Tänneleinmit braunen Kuchenherzlein
und Glitzergold und Äpflein fein
und vielen bunten Kerzlein:
das war am Weihnachtsfest so grün
als fing es eben an zu blühn.

Doch nach nicht gar zu langer Zeit,
da stands im Garten unten
und seine ganze Herrlichkeit
war, ach, dahingeschwunden.

Die grünen Nadeln war´n verdorrt
die Herzlein und die Kerzen fort.
Bis eines Tags der Gärtner kam
den fror zu Haus im Dunkeln,

und es in seinen Ofen nahm-
Hei! Tats da sprühn und funkeln!
Und flammte jubelnd himmelwärts
in hundert Flämmlein in Gottes Herz.

Christian Morgenstern

13. Dezember [Literarischer Adventskalender]

Sonntag, 13. Dezember 2020

 


Gewonnen bei meinem Lesezeichengewinnspiel zum Nikolaus hat Aleshanee von Weltenwanderer! Herzlichen Glückwunsch :-)

Ausgelost habe ich, indem ich jedem gültigen Kommentar eine Zahl zugeordnet habe und dann mit Hilfe eines Zufallsgenerators mir eine der Zahlen hab nennen lassen.


Ich wünsche euch allen noch einen schönen 3. Advent!

12. Dezember [Literarischer Adventskalender]

Samstag, 12. Dezember 2020


Christtag früh. Es ist noch Nacht, lieber Kestner, ich bin aufgestanden, um bei Lichte morgens wieder zu schreiben, das mir angenehme Erinnerungen voriger Zeiten zurückruft; ich habe mir Coffee machen lassen, den Festtag zu ehren, und will euch schreiben, bis es Tag ist. Der Türmer hat sein Lied schon geblasen, ich wachte darüber auf. Gelobet seist du, Jesus Christ! Ich hab diese Zeit des Jahrs gar lieb, die Lieder, die man singt, und die Kälte, die eingefallen ist, macht mich vollends vergnügt. ich habe gestern einen herrlichen Tag gehabt, ich fürchtete für den heutigen, aber der ist auch gut begonnen, und da ist mirs fürs Enden nicht angst.
Der Türmer hat sich wieder zu mir gekehrt; der Nordwind bringt mir seine Melodie, als blies er vor meinem Fenster. Gestern, lieber Kestner, war ich mit einigen guten Jungens auf dem Lande; unsre Lustbarkeit war sehr laut und Geschrei und Gelächter von Anfang zu ende. Das taugt sonst nichts für de kommende Stunde. Doch was können die heiligen Götter nicht wenden, wenn's ihnen beliebt; sie gaben mir einen frohen Abend, ich hatte keinen Wein getrunken, mein Aug war ganz unbefangen über die Natur. Ein schöner Abend, als wir zurückgingen; es ward Nacht. Nun muss ich Dir sagen, das ist immer eine Sympathie für meine Seele, wenn die Sonne lang hinunter ist und die Nacht von Morgen heraus nach Nord und Süd um sich gegriffen hat, und nur noch ein dämmernder Kreis von Abend herausleuchtet. Seht, Kestner, wo das Land flach ist, ist's das herrlichste Schauspiel, ich habe jünger und wärmer stundenlang so ihr zugesehn hinabdämmern auf meinen Wanderungen. Auf der Brücke hielt ich still. Die düstre Stadt zu beiden Seiten, der still leuchtende Horizont, der Widerschein im Fluss machte einen köstlichen Eindruck in meine Seele, den ich mit beiden Armen umfasste.

Ich lief zu den Gerocks, ließ mir Bleistift geben und Papier und zeichnete zu meiner großen Freude das ganze Bild so dämmernd warm, als es in meiner Seele stand. Sie hatten alle Freude mit mir darüber, empfanden alles, was ich gemacht hatte, und da war ich's erst gewiss, ich bot ihnen an, drum zu würfeln, sie schlugen es aus und wollen, ich soll's Mercken schicken. Nun hängt es hier an meiner Wand und freut mich heute wie gestern. Wir hatten einen schönen Abend zusammen, wie Leute, denen das Glück ein großes Geschenk gemacht hat, und ich schlief ein, den Heiligen im Himmel dankend, daß sie uns Kinderfreude zum Christ bescheren wollen.

Als ich über den Markt ging und die vielen Lichter und Spielsachen sah, dacht ich an euch und meine Buben, wie ihr ihnen kommen würdet, diesen Augenblick ein himmlischer Bote mit dem blauen Evangelio, und wie aufgerollt sie das Buch erbauen werde.

Hätte ich bei euch sein können, ich hätte wollen so ein Fest Wachsstöcke illuminieren, dass es in den kleinen Köpfen ein Widerschein der Herrlichkeit des Himmels geglänzt hätte. Die Torschließer kommen vom Bürgermeister und rasseln mit den Schlüsseln. Das erste Grau des Tags kommt mir über des Nachbarn Haus, und die Glocken läuten eine christliche Gemeinde zusammen. Wohl, ich bin erbaut hier oben auf meiner Stube, die ich lang nicht so lieb hatte als jetzt.