Ganz ehrlich - ich war skeptisch. Fantasy/Romantasy habe ich bisher noch nie mit einem männlichen Autor assoziiert. Ja, ich weiß, ziemlich vorurteilsbehaftet. Aber nun ist es eben so, dass wir in dem Genre Romantasy überwiegend Frauen finden, sowohl auf Autoren- als auch auf Leserseite. Tatsächlich ist "Beneath the Ivy" ein überzeugendes Beispiel für: Es geht auch anders! Erfrischend anders!
Christian Handel überzeugt nach einem (für mich) sehr langen und eher irritierenden Einstieg (Wann gehts endlich los?) mit sympathischen, nahbaren Protagonisten, die mich einfach ins Buch gezogen habe. Die Story ist zunächst sehr irritierend, denn anders als in der Beschreibung auf der Verlagsseite steht auf dem Buchrücken nichts von Zeitschleifen. Ich war verwirrt!! Lange hielt sich mein Zweifel, dass die Wiederholungen eine Art Fehler im Buch sind...bis es der Protagonistin selbst auffiel, dass sie das alles schon einmal erlebt hatte...Naja, bei der Beschreibung "Im Bann der Zeit" könnte man die Richtung erahnen. Im Nachhinein empfand ich es als einen schlauen Schachzug, nicht nur die Protas, sondern auch mich als Leserin zunächst ohne Anspielung die gleiche Szene nochmal erleben zu lassen. Als ich hinter dieses Mysterium gekommen war, las sich das Buch auch deutlich flinker.
Handel holt mich hier mit einem erfrischenden, angenehm lesbaren Schreibstil und mit der ATMOSPHÄRE total ab! Atmosphäre und Mystik ist wohl das, womit das Buch am meisten punkten kann. Es bleibt einfach spannend, geheimnisvoll und trotzdem, trotz der Hexen-Thematik, modern. Man merkt, dass der Autor im Fantasy-Genre zu Hause ist. Keine halb-durchdachten magischen Welten oder unaussprechlichen Namen. Einfach sehr solide. Zwar wird "Romantasy" angepriesen, die Romantik steht dem Plot jedoch nicht im Weg und ist...eher seicht und unaufdringlich, würde ich sagen. Im Vordergrund steht definitiv die Aufklärung des Zeitschleifenfluchs und der Krankheit der Cousine.
Hervorheben möchte ich zuletzt, dass AUCH DIE NEBENCHARAKTERE wirklich Charakter haben. Das musste in Großbuchstaben geschrieben werden. Zuletzt hatte ich zu viele Leseerfahrungen mit Büchern, in denen das Charakter-Konzept nicht über die Hauptfiguren hinausging und alle anderen Personen merkwürdig eindimensional blieben.
Auf Christian Handels Homepage steht übrigens folgende Beschreibung: Geschichten über starke Frauen, märchenhafte Motive und queere Themen. Und ich finde, das macht Lust auf mehr von diesem Autor.
Bis später,
Isa xx
Beneath the Ivy - The Witches of Silvercrest Coven
Christian Handel
Ueberreuter
384 S.
2025
Hallo liebe Isa,
AntwortenLöschenich lese sehr gerne und auch viel Fantasy. Stimme dir aber beim Blick in mein Regal zu, dass ich doch viel mehr Bücher von Autorinnen im Regal habe. Von C. Handel habe ich bislang noch nichts gelesen. Du machst mit deiner Rezension aber sehr neugierig.
Was ich bei Fantasygeschichten nicht so gerne mag ist, wenn die eigentliche Handlung hinter der Liebesgeschichte zurück bleibt. Gerne etwas Romantik, aber gerade bei Fantasy möchte ich ja mehr über die Welt und über die Problematik dort lesen. Bei Autoren habe ich die Erfahrung gemacht, dass sie sie sich zumeist nicht so sehr in den Liebesgeschichten verlieren, wie es bei weiblichen Kolleginnen ist. Aber das muss nichts heißen. Vielleicht liegt es auch nur an dem Zufall meiner Buchauswahl.
Und ich liebe es auch, wenn die Nebencharaktere so gut dargestellt werden, dass man sie richtig ins Herz schließt. Das gefällt mir, dass C.Handel da Wert drauf legt.
Alles in allem klingt das richtig gut. Freut mich, dass du so gut unterhalten wurdest.
Ganz liebe Grüße
Tanja :o)