Kein Kind ist falsch - Bücher über Flucht-, Migrations- und Rassismuserfahrungen von Kindern

Donnerstag, 5. März 2020


Eine Aktion gegen das Vergessen und Missachten von Kinderrechten, gegen Diskriminierung, Rassismus und Relativieren von Traumata durch Kriegs- und Fluchterlebnisse.


Im Rahmen eines Seminars in meinem Studium habe ich mich im letzten Semester sehr intensiv mit Büchern auseinandergesetzt, die etwas sehr Wichtiges thematisieren: Flucht- und Migrationserfahrungen von Kindern, Rassismus und den Wunsch des Ankommens. Wenn wir über „Flucht“ sprechen, erinnern wir uns meistens nur an die Flüchtlingskrise vor ein paar Jahren und diskutieren über Punkte wie Arbeits- und Integrationswille, Sozialhilfe, Gewalt von und gegen geflüchtete(n) Erwachsenen.
Was wir dabei außer Acht lassen, sind die vielen Tausend Kinder, die nicht selbst entschieden haben, nach Europa zu kommen, oder die vielen anderen Situationen, in denen Kinder flüchten mussten oder zur Flucht gezwungen wurden/ werden: Bürgerkriege in Südamerika oder sogar Europa, Naturkatastrophen, Diktaturen.

Kinder haben es in unserer Welt nicht leicht. Es wird über ihre Köpfe hinweg gehandelt, doch mit den Konsequenzen dieses Handelns werden sie oft alleingelassen. Ein Baby, welches mit seiner Mutter ohne Visum von Mexiko in die USA einreist, hat keine Möglichkeit, sich dagegen zu wehren, ein Leben in Illegalität zu beginnen. Einem Kind, das von seinen Eltern getrennt und in eine Umerziehungsschule „gesteckt“ wird, um ihm die Kultur der Weißen beizubringen und die eigene Indianerkultur auszutreiben, wird die Identität genauso gestohlen wie einem Kind, welchem allein durch seine Hautfarbe das Gefühl vermittelt wird, nicht dazuzugehören, „falsch“ zu sein.

Flucht hat viele Facetten. Sie trennt einen Menschen nicht nur von seiner Heimat, sondern kann auch psychisch sein. Eine Flucht nach innen. Flüchten muss man nicht mit einhundert anderen Menschen in Booten über das Meer, sie geschieht manchmal ganz leise und im Kopf. Und ist unsichtbar für Andere.
Auch Rassismus kann leise sein. Zum Beispiel dann, wenn Kindern, die die Hölle auf Erden erlebt haben, nicht einmal das letzte Stück Geborgenheit gegönnt wird. Wenn der Gedanke „Dieses Flüchtlingskind klaut meinem Sohn/meinem Töchterchen den Kita-Platz“ immer präsenter wird oder man die alten Kinderklamotten lieber wegschmeißt, denn „die würden ja eh nur die Flüchtlinge bekommen“. Rassismus ist nicht laut, wenn indigenen Völkern das Recht aberkannt wird, ihre eigenen Kinder zu erziehen, wenn die Kinder stattdessen in Schulen isoliert werden, die ihnen die „richtige“ Kultur beibringen sollen.

Nicht alle Formen von Rassismus sind heute aktuell, aber genau das ist das Problem: Rassismus wandelt sich. Er ändert seine Form und Ausdrucksweise, man kann kaum eine klare Grenze ziehen zwischen „ist okay“ und „ist schon rassistisch“. Doch der Kern bleibt gleich: Rassismus ist verachtend und diese Verachtung hat kein Mensch verdient, genauso wenig hat niemand das Recht dazu, jemanden auf diese Weise zu verachten.


Mit der Aktion "Kein Kind ist falsch" möchte ich euch einige Bücher vorstellen, die das Flüchten und Ankommen von Kindern in ganz unterschiedlichen Kontexten thematisieren. Bücher, die bisher eine viel zu kleine Bühne bekamen, aber meines Erachtens sehr gut zur Sensibilisierung der Heranwachsenden oder ganz einfach zum Abbau eigener Vorurteile geeignet sind. Gerne könnt ihr über eigene Bücher zu diesem Thema berichten, damit ich sie in meine Liste mit aufnehmen kann.

2 Kommentare

  1. Hallo Isa, danke für diese Denkanregung! Mit eigenen Buchtipps kann ich leider momentan nicht dienen, aber ich stimme dem, was du hier schreibst, aus ganzem Herzen zu. Kinder haben in unserer Welt leider noch immer keine starke Lobby, und sie können oftmals nicht frei darüber entscheiden, wo bzw. wie sie leben wollen.

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    1. Genau, und darum gilt es, wenigstens in unseren Köpfen ein Verständnis dafür zu entwickeln, was viele Kinder durchgemacht haben und dass sie mehr als alles andere einen Ort der Geborgenheit verdient haben, an dem sie sich sicher fühlen dürfen.

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