[Kein Kind ist falsch - Buchvorstellung] "Dazwischen Ich" - Julya Rabinowich

Dienstag, 10. März 2020

Starten wir mit der ersten Buchvorstellung zu meiner Aktion "Kein Kind ist falsch". Heute ganz im Zeichen geflüchteter Kinder aus dem Nahen Osten.
Dieses Buch war Thema meiner letzten Hausarbeit in der Uni und wurde dahingehend von mir sehr gründlich analysiert und interpretiert ;-)

"Wo Madina herkommt? Krieg herrschte dort. Nun lebt die endlich mit ihrer Familie in einem Land, das Sicherheit verspricht. Für sie fühlt es sich hier nach Zukunft an. Doch die Eltern lässt die Vergangenheit nicht los. Und so ist es an Madina, tätig zu werden. Mittlerin zu sein zwischen ihrer Familie im Flüchtlingsheim und dem unbekannten Leben außerhalb." (Klappentext)

Erscheinungsjahr: 2016
Genre: Jugendbuch
Sprache: Deutsch
Verlag: Hanser (2. Auflage 2018 dtv)
Seiten: 256 (303)


Der Roman „Dazwischen: Ich“ von Julya Rabinowich ist eine Erzählung, die auf den ersten Blick unscheinbar und schlicht zwischen anderen Erzählungen über Fluchterfahrungen wirkt, jedoch an Komplexität und Gewicht gewinnt, je mehr sich der Lesende auf die Schilderungen Madinas einlässt und versucht, die Protagonistin zu verstehen. Es ist eine Geschichte, die ohne große Spannungsbogen und Cliffhanger auskommt. Stattdessen lebt sie von der Ehrlichkeit und „Ungekünsteltheit“, mit der die Geschichte von Madina durch die sie selbst erzählt wird. Obwohl das Ende keines ist, welches man erwartet oder sich gar wünscht, bildet es sehr gut die Realität ab und schafft im Lesenden Hoffnung, ohne die Echtheit zu verlieren, die der Kern dieses Romans ist.

Man erfährt nicht, woher Madina kommt. Es wird nur immer und immer wieder klar, wie schlimm es dort war und wie viel Schmerz und Trauer sie bereits mit ihren 15 Jahren erfahren musste. Und was dieser Schmerz mit einem Kind macht.

Der Leser lernt Madina als ein starkes Mädchen kennen - eins, das nicht aufgibt, egal, wie viele Steine ihm in den Weg gelegt werden. Ein Mädchen, das sich wie die meisten anderen Kinder danach sehnt, dass es seiner Familie gut geht und ab und zu einfach wieder klein sein möchte, weil früher noch alles gut war. Eines, das sich allerdings auch mehr und mehr zurückzieht, sich einen Märchenwald erdenkt und dort Zuflucht sucht, wenn ihm alles über den Kopf zu wachsen scheint.

Madina ist ein Mädchen, das trotzdem nie das Ziel aus den Augen verliert. Sie ist eine Stellvertreterin für all die anderen Kinder, die in dem neuen Land, welches so fremd ist, ums Akzeptiert werden kämpfen. Sie wächst über sich hinaus, um nicht der Grund zu sein, warum ihre Familie kein Asyl bekommen sollte.

„Dazwischen: Ich“ ist weder ein Blick durch die „rosarote Brille“, noch Schwarzmalerei, sondern ein ungeschönter und gleichzeitig sehr gefühlvoller Appell an seine Rezipienten, einmal den Standpunkt zu wechseln und zu verstehen, dass Geflüchtete (Kinder) genauso Anerkennung und Zugehörigkeit suchen wie wir auch und dass es unsere Aufgabe ist, ihnen dieses Gemeinschaftsgefühl zu ermöglichen, indem wir sie schlicht und einfach ankommen lassen. Dabei ist es essenziell, die Entscheidung, inwieweit die eigene Kultur und Herkunft bewahrt wird, den Kindern und ihren Familien zu überlassen und sie nicht zur Assimilation zu drängen, sie auf der anderen Seite aber auch nicht auszugrenzen.

1 Kommentar

  1. Sie haben eine tolle website. Ich Folge dir regelmäßig. Ich kümmere mich wirklich um Ihre Vorschläge. Danke.

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