4. Dezember [Literarischer Adventskalender]

Freitag, 4. Dezember 2020

Ich wende mich an dich selbst, sehr geneigter Leser oder Zuhörer Fritz - Theodor - Ernst - oder wie du sonst heißen magst, und bitte dich, dass du dir deinen letzten, mit schönen bunten Gaben reich geschmückten Weihnachtstisch recht lebhaft vor Augen bringen mögest, dann wirst du es dir wohl auch denken können, wie die Kinder mit glänzenden Augen ganz verstummt stehen blieben, wie erst nach einer Weile Marie mit einem tiefen Seufzer rief: "Ach, wie schön - ach, wie schön", und Fritz einige Luftsprünge versuchte, die ihm überaus wohl gerieten. Aber die Kinder mussten auch das ganze Jahr über besonders artig und fromm gewesen sein, denn nie war ihnen so viel Schönes, Herrliches einbeschert worden als dieses Mal. Der große Tannenbaum in der Mitte trug viele goldne und silberne Äpfel, und wie Knospen und Blüten keimten Zuckermandeln und bunte Bonbons und was es sonst noch für schönes Naschwerk gibt aus allen Ästen. Als das Schönste an dem Wunderbaum musste wohl aber gerühmt werden, dass in seinen dunklen Zweigen hundert kleine Lichter wie Sternlein funkelten und er selbst in sich hinein- und herausleuchtend die Kinder freundlich einlud, seine Blüten und Früchte zu pflücken.

Aus: E. T. A. Hoffmann (1816). Nussknacker und Mausekönig. Husum/Nordsee: Hamburger Lesehefte Verlag. (überarbeitet nach neuen amtlichen Richtlinien der Rechtschreibung, 2001)

Sagt mal, wie findet ihr eigentlich solche Illustrationen? Ich habe heute mal mein altes Grafiktablet wieder herausgekramt und ein bisschen herumprobiert - mir persönlich gefällt sowas ja sehr gut, weil ich damit vielfältigere Möglichkeiten der Gestaltung habe als mit Fotos (meine eigenen reichen motivmäßig manchmal nicht aus und lizenzfreie Bilder nutze ich nur ganz, ganz selten), aber es ist eben auch jede Menge Mehraufwand. Lohnt sich das für euch als meine Leser? Äußert euch dazu gern in den Kommentaren <3

2 Kommentare

  1. Hallo liebe Isa,

    die Geschichte vom Nussknacker und Mäusekönig kenne ich von früher. Meine Oma hat mir daraus vorgelesen und ich finde der Erzählstil auch heute noch wunderbar und man verfällt beim Lesen sofort in eine ganz andere Welt.
    Danke für dieses In-Erinnerung-Rufen!

    Liebe Grüße und eine zauberhaft schöne Adventszeit,
    Barbara

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    1. Liebe Barbara,

      gern geschehen! Ich habe die Original-Erzählung leider erst im vorletzten Winter kennengelernt, als wir sie in der Uni lesen "mussten". Im Winter darauf habe ich das Ballett besucht. Das war beides sehr schön und ich bin froh, alles lieber spät als nie entdeckt zu haben :-)

      Liebe Grüße und eine besinnliche Weihnachtszeit,
      Isa

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